ABC der Begriffe

  • Aufklärung [ ideologem, philosophie ]

    Ideologische Selbstverherrlichung des Klassenbewußtseins der industriellen Bourgeoisie im 18. Jahrhundert. Sie ist der Liberalismus in seiner totalitären und revolutionären Jugendzeit. Diese unreife Ideologie wurde vom Deutschen Idealismus theoretisch zertrümmert („Aufkläricht“). – Aufklärung ist das deutsche Wort für Spionage, und die Zeit der Aufklärung war auch mit der für Spione unverzichtbaren Geheimbündelei verbunden.
  • Christentum [ philosophie ]

    Die absolute Religion, die in ihrer germanisierten historischen Endform bei Luther das vorstellende Denken des absoluten Geistes zu einem abschließenden Ausdruck gebracht und die Voraussetzung für den Übergang zum begreifenden Denken des absoluten Geistes geschaffen hat. Insbesondere ist es die Gotteskindschaft, die sicherstellt, daß der Gott der Christen kein fremder Gott ist, mit dem ein Vertrag oder Bund zu schließen wäre, sondern Gottvaters eigener Sohn, der uns den Heiligen Geist zurückläßt, nachdem er gestorben und wieder­auf­erstanden ist und seinen Platz zur rechten Seite des Vaters eingenommen hat. Die Verwandtschaft im Geiste besteht zwischen dem dreieinigen Gott und den Menschen. Diese Trinität des christlichen Gottes – Vater, Sohn und Heiliger Geist – ist die Vorstufe zur Trinität des philosophischen Begriffs – Allgemeinheit, Besonderheit und Einzelnheit – und damit hat das vorstellende Denken des dreieinigen Gottes dem begreifenden Denken des trinitarischen Begriffs den Denkweg eröffnet. Der Gott der Philosophie ist der Begriff.
  • Geschichtsalter [ geschichte, philosophie ]

    Das politische und kulturelle Zeitalter, das seit 1830 (nach Hegels und Goethes Tod) einsetzte und die Neuzeit beendete. Seine Erkenntnisweise ist der Historismus, der die vorhergehende bellizistische Weltsicht relativiert. In diesem nachneuzeitlichen Geschichtsalter ist die Zeit nicht mehr neu und revolutionär, sondern hat das Alter der Reife erreicht. In ihm hat sich die Geschichte selber als machbar begriffen. „Geschichte ist machbar.“ (Rudi Dutschke)
  • Idee [ philosophie ]

    Das ist bei Hegel die Einheit des subjektiven und des objektiven Begriffs in den Unterformen von Leben, Erkennen und Handeln, Absolutem. Bei Marx und Engels ist die Idee der bloß subjektive Begriff, dem die objektive Realität noch unverbunden gegenübersteht und somit eine materialistische Gegenposition zu eröffnen scheint. Im Nationalmarxismus gilt philosophisch wieder die Hegelsche Fassung des Terminus Idee, andrerseits bedeutet er auch erkenntnistheoretisch einen Gedanken, der nicht mehr Mittel zur Produktion weiterer Gedanken ist, sondern unmittelbar in eine nichtgedankliche Tat umgesetzt werden kann: einen Tatgedanken. Dieser ist als unverbrauchlich gebrauchbares Gut im Reiche der ewigen Güter das Konsumgut.
  • Metaphysik [ philosophie ]

    Grundlegende Disziplin in der Philosophie, nach Aristoteles die Erste Philosophie. Sie hat es mit dem zu tun, das man nicht wissen kann und nicht glauben mag, sondern allein denken kann. Also wird es gedacht und allen übrigen Denkformen zugrundegelegt. Jede Einzelperson und jedes Gemeinwesen hat nicht nur eine bestimmte Religion, die mehr oder weniger ihren Glauben beinhaltet, sondern auch eine Metaphysik.
  • Negationslogik [ philosophie ]

    Gemeinsame metaphysische Grundlage aller bäuerlichen Weltanschauungen sowie der deutschen Reichstheologie. Das Jenseits von Raum und Zeit wird als chaotische Massenhaftigkeit von Nichtsen gefaßt, aus denen der göttliche Geist die Welt erschafft, indem er den göttlichen Gedanken von der Nichtigkeit des Nichts und damit des Bösen denkt. Der Geist nichtet die Nichtse, und durch diese Negation der Negationen erschafft er die Welt als Inbegriff des Positiven.
  • Nihilismus [ philosophie ]

    Gemeinsame metaphysische Grundlage aller nomadischen Weltanschauungen. Gott und die Welt werden als Ansammlung von Nichtsen und Nichtigkeiten betrachtet, die nicht negiert und also nicht positiviert werden dürfen. Jeder Nihilismus bedient sich einer negativen Dialektik, die die Negation vor der Negation der Negation schützt.
  • Radikalismus [ philosophie ]

    Das Vordringen bis in die tiefsten Wurzeln und ihre Wachstumsspitzen bei Bäumen und anderen Angelegenheiten. Kardinaltugend des deutschen Denkens. Im nichttheoretischen Tun und Treiben ist Radikalismus nicht immer angezeigt, sondern nur in sich revolutionär entwickelnden Lagen.
  • Religion [ philosophie, politik ]

    Jede Vergemeinschaftung eines Gemeinwesens mit jenen Sphären, über die nur etwas geglaubt, aber nichts gewußt werden kann. Üblicherweise sind dies Annahmen über das Jenseits von Raum und Zeit. Vgl. Metaphysik, Judaismus, Islamismus.
  • Vernunft [ philosophie ]

    Zweckvolles Handeln, Zielrationalität. Menschen und Gemeinschaften, die sich als selbstidentisch auffassen, handeln nicht vernünftig im Sinne eines außer ihnen liegenden Zieles, sondern irrational, weil selbstbezogen. Sie sind jede ihre eigene Vernunft.
  • Verstand [ philosophie ]

    Zweckdienliches Handeln, Mittelrationalität.