A. Das Kapital- Herstellungslehre der Marktwirtschaft
- A.1 Die Kapitalherstellung
- A.1.1 Ware - Geld - Kapital
- A.1.2 Mehrwert und Mehrwertwachstum
- A.1.3 Arbeitslohn, Kapitalwachstum und Kolonisation
- A.2 Der Kapitalkreislauf
- A.2.1 Der Gestaltwandel des Kapitals
- A.2.2 Der Umschlag des Kapitals
- A.2.3 Der Jahreskreislauf des Kapitals
- A.3 Der Gesamtvorgang des Kapitals
- A.3.1 Profit und Profitrate
- A.3.2 Allgemeiner Profit
- A.3.3 Handels-, Leih- und Fiktivkapital
A.1 Die Kapitalherstellung
A.1.1 Ware – Geld – Kapital
Jede Ware ist ein (wirtschaftliches) Gut G
, das den Wert W
hat. Die Güter Gr
sind qualitativ so mannigfaltig wie die menschlichen Bedürfnisse, die sie befriedigen können, und sind auf ebenso mannigfache Art quantifizierbar. Hingegen können die Werte Wr (r=1,2,...,n)
nur größer oder kleiner sein, weil sie alle ein und die selbe Qualität darstellen: das Gesellschaftliche an den Gütern, die Verkehrsform der Naturalformen.
Jede Ware (G,W)
ist also ein Gut G
von einer bestimmten Wertgröße W
. Der Ursprung der Ware (G,W)
ist eine Warenproduzierende Arbeit (K,A)
: sie ist eine ganz bestimmte Konkrete Arbeit K
(die schneidert, schustert, tischlert, usw.) mit einer näher zu bestimmenden Größe der Abstrakten Arbeit A
, die bei jeder Konkreten Arbeit von gleicher Qualität ist und daher nur Größenunterschiede kennt. Was eine Ware (G,W)1
als Produkt, als erreichtes Ziel, das ist ihre Warenproduzierende Arbeit (K,A)1
als Prozeß, als angestrebtes Ziel.
Die Warenproduktion (K,A) ⇒ (G,W)
ist die Einheit von Arbeitsprozeß K → G
und Wertbildungsprozeß A → W
, also ((K → G),(A → W))
oder:
Die Abstrakte Arbeit A1
ist die selbe Größe in dynamischer Form wie der von ihr produzierte Wert W1
in substantieller Form. A1
haftet untrennbar an der Konkreten Arbeit K1
wie W1
am Gut G1
. Die Abstrakte Arbeit A1
ist gesellschaftlich notwendige Zeit der Konkreten Arbeit K1
, d.h. ihre Marktnotwendigkeit, und diese kann größer, kleiner oder gleich sein der tatsächlich aufgewandten Zeit Konkreter Arbeit t(K1)
. Auch Eigenwirtschaften kennen den Unterschied von tatsächlicher und notwendiger Arbeitszeit, aber in der Eigenwirtschaft ist diese Notwendigkeit keine der Gesellschaft (d.h. des Marktes), sondern eine der Gemeinschaft (d.h. der jeweiligen eigenwirtschaftlichen Einheit). Die Abstrakte Arbeit ist also eine gesellschaftlich notwendige, die im Nachhinein am Markt feststellt, welche Arbeitszeit in einer Branche Durchschnittsarbeit ist und wie groß die benötigte Gesamtarbeitszeit ist, also das Gesamtangebot einer Warenart, dem eine zahlungsfähige Gesamtnachfrage gegenübersteht:
A1 := tnot(K1)
- gesellschaftlich notwendige Zeit konkreter Arbeit.
Durchschnittsarbeit ist (in Wirtschaftsgemeinschaft wie in Wirtschaftsgesellschaft) Arbeit mit jeweils vorherrschender Intensität (dem Arbeitseifer) I(K)
und Produktivität (der Arbeitswirkung) P(K)
. Beide Größen sind ausdrückbar in der Anzahl der je Arbeitszeit produzierten Güter, wenn die je andere Variable konstant gesetzt wird; bei gleicher Bedingung kann die Abweichung einer einzelnen Intensität oder Produktivität von ihrem Durchschnitt als Verhältnis der tatsächlichen Einzelarbeitszeit zur gesellschaftlich notwendigen ausgedrückt werden, z.B.:
I(K1) := tnot(K1) / t(K1)
- Arbeitswirkung konstant
P(K1)=
,
P(K1) := x(G1) / t(K1)
- Arbeitseifer konstant
I(K1)=
.
Die Änderung der Produktivkraft (Produktivität oder Arbeitswirkung) ändert die Wertgröße der einzelnen Ware, also ihre gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, in umgekehrter Richtung, der pro Arbeitstag geschaffene Gesamtwert bleibt unverändert, weil die veränderte Arbeitswirkung die aufgebotene Arbeitsmenge unverändert läßt. Die Änderung des Arbeitseifers (Intensität) berührt nicht den Wert der einzelnen Ware, der pro Arbeitstag geschaffene Gesamtwert variiert gleichgerichtet, weil die aufgewandte Arbeitsmenge sich ändert.
Die gesellschaftliche Sphäre der Waren ist der Markt. Dort begegnet jede einzelne Ware den übrigen Waren und somit der Warenwelt. Die einfachste Form der gesellschaftlichen Beziehung zwischen Waren ist die Schätzung der Wertgröße einer Ware, ausgedrückt in den Gütern, die als Waren im Markt vorhanden sind und als Tauschgüter in Frage kommen. Diese Wertgrößenschätzung einer Ware ist die ein- oder mehrseitige Definition der Wertgröße einer Ware in dem Gut oder der Gütermenge einer anderen Ware und heißt Wertform. Wertformen sind 1. einfach, als Definition einer Wertgröße in einem fremden Gut, 2. total, als Definition derselben Wertgrößen in vielen anderen Gütern und 3. allgemein, als Definition der Wertgrößen aller Waren außer einer im Markt in dem Gut dieser einen Ware:
(W1 := G2)
- einfache Wertform,
(W1 := G2...n)
oder(W1 := G2) & (W1 := G3) &...& (W1 := Gn)
- totale Wertform,
(W1...n := G0)
oder(W1 := G0) & (W2 := G0) &...& (Wn := G0)
- allgemeine Wertform,
(W1 := G0)
- Preisform (einfach-allgemeine Wertform).
Die Wertform ist die grundlegende Entfaltung der Elementarform, also der Warenform, die sich in der Wertform auf höherer Stufe hergestellt hat, nämlich als Einheit des Gutes einer fremden und der Wertgröße der eigenen Ware. Dieses fremde Gut ist das Äquivalent bzw. bei einfach-allgemeiner Wertform der Preis. Die Ware, die durch die allgemeine Wertform zum allgemeinen Äquivalent G0
und danach in der Preisform zum Preis gemacht wird, ist allgemeine Ware oder Geld (G,W)0
. Daraus folgt, daß es Geld und Geldpreise ohne Warenaustausch geben kann und daß ein Preis niemals ein Wert, sondern immer ein Gut ist. Der Preis ist wertlos, aber er verkörpert einen Wert. Das nun gebildete Geld aber ist eine öffentliche, eine privilegierte Ware, der das Monopol an der einfachen und der totalen Wertform bleibt.
In der Preisform figuriert das Geld als Wertmaß, als Wertmaßvorstellung, als Wertvorstellungsmaß, als Wertvorstellungsmaßvorstellung und als Preismaßstab, der entweder als Münze (Wertnorm-Gut) oder als bloßes Wertzeichen (Wertnorm-Fiktivgut) auftritt. Wertzeichen sind wiederum zu unterscheiden in Papiergeld (Normträgerzeichen mit Zeichennorm) und in Buchgeld (Zeichennorm auf beliebigem Zeichenträger). Die Funktionen des Geldes in der Preisform sind also insgesamt diese:
(W1 := G0)
- Wertmaß,
(W1 := iG0)
- Wertmaßvorstellung,
(iW1 := G0)
- Wertvorstellungsmaß,
(iW1 := iG0)
- Wertvorstellungsmaßvorstellung,
(W1 := x≠(G0)=)
- Preismaßstab (Münze),
(W1 := x≠i(G0)=)
- Preismaßstab (Wertzeichen),
(W1 := x≠ (iG0)=)
- Wertzeichen (Papiergeld),
(W1 := (x≠)=i(G0)=)
- Wertzeichen (Buchgeld).
Der Warenaustausch vollzieht sich, wenn seine Bedingungen erfüllt sind:
- zwei zusammengehörige Wertformen und
- die Nichtidentität der beiden Güter
G1
undG2
und - die Gleichheit der beiden Wertgrößen
W1
undW2
sowie - der wirkliche Händewechsel der Güter
G1
undG2
als ihr Realtausch:
[(G,W)1 = (G,W)2] → [(W1 := G2) & (W2 := G1) & (G1 ≢ G2) & (W1 = W2) & (G1 = G2)]
.
Geld muß seinen Aufgaben nach dreifach betrachtet werden:
- Geld als Ware,
- Geld als Geld und
- Geld als Kapital.
Als Ware unterliegt das Geld allen Zwängen der Warenproduktion, der Wertbildung und der Warenwelt, also des Marktes. Für alle Austauschprozesse zwischen Geld- und Warenbesitzern gelten die Bedingungen des Warenaustausches überhaupt. Als Geld ist das Geld eine privilegierte Ware, die öffentliche Funktionen in der Wirtschaftsgesellschaft erfüllt. Als Kapital endlich hat sich das Geld von einem Mittel zum Zweck schlechthin emanzipiert.
Weil das Geld als Geld Maß aller Werte ist, dient es in seiner stofflichen Gestalt als Mittel der Wertaufbewahrung, somit als Reserve- oder Schatzbildungsmittel . Neben der Schatzbildungsfunktion erfüllt das Geld als Geld die Aufgaben des Zirkulationsmittels, indem es den Austausch zweier Waren vermittelt, und des Zahlungsmittels, als das es sich von sich selbst unterscheidet und sich in Zahlungsversprechen (0,0)0
und wirkliches Zahlungsmittel (G,W)0
verdoppelt:
(G,W)1 = (G,W)0 = (G,W)2
- Zirkulationsmittel,
(G,W)1 = (0,0)0 = (G,W)0
- Zahlungsmittel.
Kapital C
entsteht durch Umkehrung der Zirkulationsmittelfunktion des Geldes,
C := ((G,W)0 = (G,W)1 = '(G,W)0)
,
ist also der doppelte Austausch von Geld gegen Ware und von Ware gegen mehr Geld, wobei sowohl die allgemeine Austauschbedingung
W0 = W1 = 'W0
gilt, als auch die speziellen Austauschbedingungen des Geldes als Kapital,
W0 < 'W0 und G0 < 'G0
so daß die Ungleichheit von W1 mit sich selber folgt. Ein mit sich selbst ungleicher Wert ist aber keine statische Größe, sondern ein Wertbildungsprozeß, oder, bei einem schon gebildeten Wert, dessen Verwertungsprozeß.
Erwerb und produktive Konsumtion der Ware Arbeitskraft (G,W)v
ermöglicht die Erfüllung aller Austauschbedingungen des Geldes als Kapital C
:
Die Differenz aus Arbeitskraftwert Wv
und Produktwert W1
ist der Mehrwert Wm
. Der Preis dieses Mehrwerts ist das Mehrgeld G0.m = 'G0 — G0
.